São Miguel, Azoren

Es heißt, die Azoren sind den USA näher als Portugals Festland. Geografisch mag das (fast) stimmen, kulturell kann ich das nicht bestätigen. Und doch ist es auffallend, wie viele Amerikaner azorianischer Herkunft in den Sommermonaten „ihre“ Inseln besuchen, um die Heimat und ihre Verwandten wiederzusehen.

Ich reiste im Juli 2016 auf die größte der Azoreninseln, genieße die Ruhe, Ursprünglichkeit und Abwechslung auf der Hauptinsel – und das trotz Hauptsaison. So muss sich eine Reise nach Festland-Portugal vor 40 Jahren angefühlt haben … Touristen gibt es nicht viele und wenn, tragen sie Wanderstiefel, gehen tauchen und sind generell sehr naturverbunden. Große Hotelbunker und überlaufene Orte gibt es zum Glück keine.
Dafür kann man hier die letzte Tee-Plantage Europas besuchen – ein wahrliches Kleinod und ein Ort aus einer längst vergangenen Zeit.

Stille Orte, an denen nicht viel passiert

Die Insel macht es mir leicht, sich voll und ganz darauf einzulassen. Wenn man die Ruhe mag und Kraft auch an eher stillen, naturbelassenen Orten findet, an denen nicht viel passiert. Teilweise fühle ich mich ans Allgäu erinnert: Sehr viele Kühe auf grünen, hügeligen Weiden, nicht gerade wenig Regen, die Land- und Milchwirtschaft dominiert.
Überall jedoch wachsen unzählige Hortensien in den schönsten Farben. Außerdem kann man von fast überall den tiefblauen Atlantik sehen. Manchmal wirkt diese Kombination fast surreal.

So komme ich auch nicht wegen der Berge und Vulkanlandschaften hierher, sondern des Atlantiks wegen. Der Wellen, Wale und der Delfine wegen.

Unweit der Küsten fällt der Meeresgrund sofort sehr tief ab, und die Inselgruppe ist ein beliebter Zwischenstopp für Meeressäuger aller Art. Manche von ihnen leben sogar das ganze Jahr über hier, so etwa Pottwale.

Man hört sie ein- und ausatmen

Wir begegnen Finnwalen, Pottwalen, einem Grindwal, Mantarochen, Großen Tümmlern und Gemeinen Delfinen. Und das nicht einmal innerhalb einer Woche! Meist schwimmen sie direkt neben dem Boot her, man hört sie ein- und ausatmen.

Im Frühjahr ziehen auch Blauwale an den Azoren vorbei, die größten Lebewesen auf der Erde. Leuchtend hellblau zeichnen sich dann die riesigen Rücken unter der Wasseroberfläche ab – so habe ich gehört. Nicht nur das also ein guter Grund, um irgendwann auf die Azoren zurückzukehren …

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