Ionische Inseln, Griechenland

Eine kleine Taverne, direkt am Ionischen Meer. Wie man sich Griechenland vorstellt: Weiß gestrichene Holzbalken über mir an der Decke, weiße Holzstühle an quadratischen Tischen, darauf blau-weiße Tischdecken aus Papier. Nur eine schmale Straße liegt zwischen der offenen Taverne und dem türkisfarbenen Meer der Ionischen See.

Die Straße ist nur wenig befahren, hauptsächlich von Einheimischen, die zum baden gekommen sind oder zum surfen.
Motorroller knattern vorbei, natürlich trägt niemand einen Helm.
So beginnt meine Reise in Lefkas.

Das Meer ist unglaublich türkis und unglaublich klar. Nachmittags kommt der Wind. Die Surfer pflügen durch das jetzt bewegte Meer. Die Sonne steht hier lange am Himmel. Erst gegen 20 Uhr versinkt sie hinter dem Horizont, gegenüber des Sandstrands von Agios Ioannis, an der Westküste von Lefkas.

Die Luft ist meeresfeucht, salzig und samtig, weich und warm. Nur 35 % Luftfeuchtigkeit konnten wir teilweise während unserer Woche auf See messen.

Meganisi und Kithros, Kastos, Atokos und Ithaca

Der nächste Tag: Gegen Nachmittag motoren wir aus der riesigen Marina von Lefkas hinaus und gen Süden. Vor uns liegen sprichwörtlich die mit schönsten der Ionischen Inseln: Meganisi und Kithros, Kastos, Atokos und Ithaca. Gerade Ithaca, Heimat von Odysseus, und das schöne Fischerdorf Kioni, wurden nur zwei Wochen nach unserem Törn von einem „Medicane“, einem Hurricane im Mittelmeer, schlimm getroffen.

Umso wertvoller erscheinen nun im Rückblick die kostbaren Stunden und Erlebnisse, die wir, die Crew der 44-Fuß-Yacht „Lito“ erleben durften.


Apnoetauchen in den kleinen Höhlen an Ithacas Küste: So dunkel, dass man genauso gut mit geschlossenen Augen hindurchschwimmen könnte. Die Hände tasten an den rutschigen Felswänden entlang, es ist mehr ein „Unterwasser-Klettern“ denn ein Schwimmen. Hin und wieder leuchtet seitlich ein blauer Spalt auf, der das Sonnenlicht erahnen lässt. Der Höhlenausgang befindet sich in drei Metern Tiefe. Also abtauchen, hindurch schwimmen, und schon ist unser Boot wieder zu sehen. Aufregung und Euphorie vermischen sich nach diesem einmaligen, gemeinsamen Erlebnis.


Eine Nacht vor Anker in der Bucht bei Filiatro. Das Wasser zum Strand hin so klar, dass es auch Glas oder Luft sein könnte.


Kioni, ein Ort voller Zauber und Herzlichkeit. Stundenlang sind wir im Wasser, schwimmen an den Felsen der schützenden Bucht entlang auf der Suche nach Fischen, die einige von uns für das Abendessen fangen. Später werden sie für uns von den Köchen des Lokals „Calypso“ zubereitet. Wir sitzen bis spät abends am kleinen Hafen an unserem Tisch, probieren uns durch die Köstlichkeiten Griechenlands, genießen diesen Abend mit den Menschen links und rechts von uns.

Morgens, der erste kurze Spaziergang in eine Bar an der kleinen Promenade. Ein wunderbarer Cappuccino, Gespräche mit den Einwohnern, die eifrig ihrem Alltag nachgehen, aber immer noch Zeit für einen Kaffee haben.

Hier möchte ich nicht mehr weg. Es gibt diese Orte, die einen vom ersten Moment an verzaubern. Kioni ist so ein Ort. Mir treibt es fast die Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, wie heftig genau dieser kleine Hafen nur zwei Wochen später von Sturm „Ianos“ getrofffen wurde.


Atokos, die unbewohnte Insel. Wir möchten hier für die Nacht bleiben, in einer halbwegs geschützten Bucht. Der Mistral weht heute viel stärker als sonst. Aber „Lito“ wird gut vertäut, der Anker hält. Abends gibt es Pasta mit frischem Salbei, gefolgt von selbstgefangenem Grouper. Es ist Vollmond, blutrot schiebt er sich langsam über den Horizont. Um uns herum schießen schroffe Felswände hinauf, die einerseits Schutz vor dem Wind bieten, die aber auch bedrohlich wirken. Um bloß keine Minute dieser unvergesslichen Szenerie zu verpassen, beschließe ich draußen zu schlafen. Nachts zerrt der Wind an unserem Boot, an den Masten. Es ist sehr hell, der Mond wie ein Scheinwerfer. Ich schlafe leicht und dennoch so wohlig. Morgens der Sprung ins Meer weckt mich auf und beweist mir, dass all das tatsächlich wahr ist.


Kastos, die Insel mit genau einem kleinen Hafenort, in dem im Winter gerade mal 35 Menschen leben. Im Sommer ist es regelrecht „trubelig“, nicht zuletzt wegen der historischen Windmühle, in der heute eine liebevoll geführte Bar untergebracht ist. Segler nutzen den Strom, das Internet und genießen die atemberaubende Aussicht, die man von hier hat. Neben Cocktails am Abend gibt es selbstgebackenen Kuchen mit selbstgemachtem Eis. „Mylos“ ist die erste Anlaufstelle im Ort: für den Kaffee am Morgen, für den Nachmittags-Snack und für den Schlummertrunk.

In dieser Ecke des Ionischen Meers gibt es so wenig Lichtverschmutzung, dass sich die Terrasse der Bar perfekt dafür eignet, Sterne zu beobachten. Wir stellen ein Teleskop auf, betrachten den Mond und den Mars etwas genauer und vergessen dabei alles um uns herum.


Der ungewöhnliche und intensive Geschmack von traditionellem Kaimaki-Eis in Vathi: Dem Eis ist Mastix beigefügt – das Harz eines ganz besonderen Pistazienbaumes, welches nur auf der griechischen Insel Chios gewonnen wird.


Wehmut und Besorgnis schleichen sich ein bei dem Gedanken, wie fragil doch unsere Welt geworden ist und wie wenig selbstverständlich ist es, ihre Schönheit zu erleben und mit anderen zu teilen. Ich bin unendlich dankbar für diese Woche auf den Ionischen Inseln, mit einer Crew, die schnell zu Freunden geworden ist.

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